Eigentlich ist es ja so etwas, wie der Höhepunkt in einer Demokratie, und man wünscht sich geradezu die Qual der Wahl, weil es so viele gibt, die man unterstützen möchte. Stattdessen möchte man sich ob der Plakate nach jeder Ortsdurchfahrt lieber erbrechen. Natürlich ist das Plakat nicht Medium komplexer Thematisierungen, dafür hat der Mensch die Bücher erfunden, aber was bitte mutet man hier den Bürgerinnen und Bürgern bitte zu?
Das infantile »Ich will« der Grünen sagt immerhin manchmal noch, was ein Ziel sein könnte im Gegensatz zum Söder’schen »Bayern gegen den Rest der Welt«. Was bitte unterscheidet eigentlich die (erhaltens- und schützenswerte) bayerische Lebensart von der Hessischen? Hätte man doch nur zu besseren Zeiten die 17%-Hürde eingeführt! Egal. Die FDP verharrt in ihrer Liebe zur Euroskala – witztig ist diese Grundschul-Ästhetik in Kombination mit ikonografisch-bayerischen Trachtenträgern immerhin, wenn auch ohne Absicht. Die Linke lodert an manchen Ecken rot auf und stellt wenigstens ab und an sinnvolle Fragen. Und die SPD, ja mei, sie zeigen halt, was Plakate nicht können. Denn dass man Versalien in fett und kursiv im Mengentext halt nicht lesen kann, lernt man im ersten Semester. Ohje. Es ist erschütternd, die wichtig »das Soziale« wäre – und wo ihre Urheber hin geraten sind.
Statements liefern dafür die Freien Wähler, beispielsweise »Handeln statt reden«. Wie oft wäre man froh gewesen, unsere Regierung hätte weniger gehandelt! Und lernt man Kindern nicht schon, vor dem Reden, erst recht dem Handeln, zu Denken? Also: Mehr denken, dann plakatieren. Mit welcher Absicht, welchem Ziel oder Bedarf so dringend gehandelt werden müsste – wir erfahren es nicht, erahnen aber, es werden nicht die – vermutlich ökonomie-konträren – Themen sein.
Egal, alles besser wie die rechten Besitzstandswahrer der AfD. Sie wollen mehr Sicherheit (auf dem Land, wo man sich im Dunkeln nicht aus dem Haus traut!) und sehen in der »Abschiebung« das Ideal der Demokratie. Auf hier fühlt man sich von Feinden umstellt und sieht den Präventivschlag als legitim. Witzig oder traurig, dass immer die »wohlhabenden alten weißen Männer« um jeden Preis erhalten und bewahren wollen und in nichts eine Bereicherung sehen, sondern nur Bedrohung (wider ihrer Bereicherung). Vielleicht wissen sie ja, von was sie reden – weil ja eben von nichtsvon nichts kommt. Die Frage ist nur, wer schützt uns vor diesen Menschen, die so genau wissen, wer kommen und bleiben darf und was Lebensqualität ausmacht? Ich hoffe, die gequälten Wähler!