Gedenken und Informieren

An der Friedhofsmauer, neben der schönen Rokokokirche, gibt es auch ein weniger schönes Kapitel. Das Grab von zehn ehemaligen Fremd- oder vielmehr Zwangsarbeitern aus Osteuropa. Deren sterbliche Überreste fanden an wechselnden Stellen ihren Platz auf dem Friedhof. Sichtbar waren sie vor allem durch die große Skulptur, den Grabstein für einen jungen polnischen Arbeiter – Johann Niedziela, er starb an einer Krankheit. Dessen Freund, Josef Pusch, der im gleichen Steinmetz-Betrieb arbeitete, durfte den für ihn anfertigen. Eher unüblich, wie man sich vorstellen kann. Auch, dass er vom knappen Material etwas nehmen durfte.

Diese Skulptur, ein Todesengel, zu der wohl auch eine polnische Zwangsarbeiterin Modell stand, war schon arg mitgenommen, weshalb sie der Bürgermeister auch gleich nach Amtsantritt »in Sicherheit« bringen ließ. Und jetzt sollte endlich ein würdiger Platz dafür eingerichtet werden, wo die Gebeine endlich bleiben dürfen – wie auch über ihre Geschichte etwas vermittelt wird. Dazu wurde nach unseren Entwüfen Alu-Platten in die Nischen der Mauer eingelassen und am Eck (rechts) eine Informationstafel angebracht.

Die Info-Elemente sind sozusagen je zur Hälfte für die Fremdarbeiter und – nicht weniger tragisch – die kleine Gabi Schwarz. Sie wurde in Marktoberdorf geboren, wuchs auf einem Bauernhof im Westallgäu auf, wegen der jüdischen Abstammung ihrer Mutter aber im Alter von fünf Jahren deportiert und in Auschwitz getötet (Leo Hiemer hat darüber ein Buch und einen Film gemacht). Man steht dieser Geschichte sprachlos, fassungslos gegenüber. Berührt, beschämt. Wenn eine Ideologie Kinder tötet, muss man nichts mehr hinzufügen – sondern nur verhindern, dass so etwas jemals wieder passiert.

Auftraggeber
Stadt Marktoberdorf