Typographie des Terrors

»Typographie des Terrors – Plakate in München 1933 bis 1945« hieß die Ausstellung im Münchner Stadtmuseum 2012. In chronologischer Reihenfolge und themenübergreifend wurden über einhundert Plakate gezeigt, die während der NS-Zeit in München aushingen und meist auch dort entworfen und gedruckt wurden. Sie zeigen Banales und Bedrückendes, Heuchlerisches und Hetzerisches, Polemisches und Politisches. Im Fokus unserer Aufgabe stand ein Plakat für diese Plakatausstellung – ohne ein Plakatmotiv zu zeigen. Keine einfache Aufgabe, denn es sollte natürlich trotzdem plakativ sein, das Thema greifbar machen  aber gleichermaßen nichts aus dem »Dritten Reich« ästhetisieren oder banalisieren. 

Grundlage des Gestaltungskonzepts wurde die »Essenz« der nationalsozialistischen Selbstdarstellung: das Parteisymbol, zu sehen auf der Parteifahne, einige Jahre später sogar als Nationalflagge – das schwarze Hakenkreuz auf weißem Kreis und roter Fläche. Von den Bannern der Reichsparteitage bis zur Armbinde ein damals omnipräsentes Zeichen. Dieses aufzugreifen und damit die Plakativität und den direkten Bezug zum Thema und zur Zeit zu nutzen – gleichzeitig aber die Wirkung zu stören, zu unterbrechen und zu karikieren, war die Intention der Farbzusammenstellung. Die nur ausschnitthafte Darstellung des Zeichens schafft Wiedererkennung und Distanzierung, Erinnern und Irritieren, Zitieren und Negieren. Es bildet damit das »Unzeigbare« ab und bezieht gleichermaßen eine Gegenposition.

Auf Basis des Plakats ließen sich alle anderen Anwendungen ableiten – es entstand ein flexibles und komplexes visuelles System für Einladung, Flyer, Banner, Großformatflächen, Anzeigen und Ausstellungskatalog. Hinzu kamen die Raumtexte in der Ausstellung. Der jeweils fehlende und quantitativ bei Weitem größere Teil des Sujets ergänzt sich beim Betrachter, da die Formen fest im »kollektiven Bild-Gedächtnis« verankert sind. 

Auftraggeber
Landeshauptstadt München
Leistungen
Editorial Design
Illustration/Fotografie
Gestaltung im Raum
Auszeichnungen

if-Award 2012
IIID-Award silver